April 2017 |
170414 |
ENERGIE-CHRONIK |
Der E.ON-Konzern sieht sich neuerdings als "Innovationsführer im Bereich Flugwindenergie". Wie er am 11. April mitteilte, handelt es sich dabei um eine "möglicherweise bahnbrechenden Technologie für die Erzeugung erneuerbaren Stroms aus Wind". Das Unternehmen werde in die Entwicklung, den Bau und den Betrieb einer Demonstrationsanlage im Bezirk Mayo in Irland investieren. Zu diesem Zweck habe man einen Kooperationsvertrag mit der niederländischen Firma Ampyx Power als Erstnutzer des entstehenden Teststandorts geschlossen.
Auch Zwerge haben klein angefangen: Ein Flugwindenergie-Test der schottischen Firma KPS, an der sich E.ON im vorigen Jahr beteiligte. Die Leistung des schwebenden Generators ist nicht angegeben. © Kite Power Systems Ltd 2015
|
Bei dieser Technik wird Windenergie über einen festen Flügel oder ein festes Segel nutzbar gemacht. Man kann sie mit dem Steigenlassen eines Drachens in Höhen von bis zu 450 Meter vergleichen. Die dort herrschenden starken Windströmungen werden von Generatoren an Bord des Drachens in Strom verwandelt, der über ein Kabel zur Bodenstation gelangt. Es gibt aber auch Konstruktionen mit mechanischer Kraftübertragung zum Boden. Der entscheidende Vorteil ist die große Höhe, die sich ohne aufwendige Turmbauten erreichen läßt. Dem stehen freilich zahlreiche Nachteile und Probleme gegenüber, weshalb die Technik bisher nicht über Kleinanlagen mit bescheidenen Leistungen im Kilowatt-Bereich hinaus gediehen ist. Das hat den finanzkräftigen Google-Konzern aber nicht gehindert, rund 30 Millionen US-Dollar für den Erwerb der Firma Makani auszugeben, die auf diesem Gebiet experimentiert und es für möglich hält, bis in den Bereich von 5 Megawatt vorzustoßen.
Nach Ansicht der Erneuerbaren-Tochter E.ON Climate & Renewables besitzt die neuartige Technik das Potential, den gesamten globalen Markt für die Offshore-Windenergieerzeugung zu verändern, denn Flugwindanlagen seien günstiger in der Herstellung und leichter zu warten als herkömmliche Windturbinen. In den tiefen Gewässern vor Portugal, Japan und den USA könnten sie leichter installiert werden als herkömmliche Offshore-Anlagen. Außerdem ließen sie sich natürlich auch an Land nutzen. Schon im vorigen Jahr habe man sich deshalb am schottischen Start-up-Unternehmen Kite Power Systems (KPS) beteiligt.
"Flugwindenergie kann einen Beitrag leisten, die Kosten für erneuerbare Energie deutlich zu senken", meinte die Vorstandsvorsitzende der E.ON-Tochter, Anja-Isabel Dotzenrath. "Wir möchten die Technologie nicht nur gegenüber herkömmlicher Windenergie wettbewerbsfähig machen, sondern auch mit Behörden und Gesetzgebern zusammenarbeiten, um diese Systeme auf den Markt zu bringen und sie letztendlich ausschreibungsfähig zu machen."