März 2017 |
170307 |
ENERGIE-CHRONIK |
Die Energie Baden-Württemberg (EnBW) will ihren gut 20.000 Beschäftigten die Gehälter um 6,3 Prozent kürzen. Dies kündigte der Vorstandsvorsitzende Frank Mastiaux auf der Bilanzpressekonferenz seines Unternehmens am 28. März an. Der Gehaltsverzicht soll vier Jahre lang gelten. Mastiaux nimmt sich dabei selber nicht aus. Er dürfte dies aber verschmerzen können, da er ausweislich des neuesten Vorstands-Vergütungsberichts im vergangenen Jahr ein Gehalt von 3.136.577 Euro bezogen hat.
Außerdem werden das Land Baden-Württemberg und die kommunalen Aktionäre, denen die EnBW fast ausschließlich gehört, für das vergangene Geschäftsjahr völlig auf eine Dividende verzichten müssen. Zuletzt hatten sie noch 55 Cent pro Aktie bekommen (160305). Das Land wird damit die Zinskosten für den vor sieben Jahren vollzogenen Erwerb der EDF-Beteiligung an der EnBW ganz aus eigener Tasche bezahlen müssen. Sie belaufen sich in diesem Jahr auf etwa 120 Millionen Euro. Als die schwarz-gelbe Landesregierung unter Ministerpräsident Mappus (CDU) seinerzeit die EDF-Aktien für 4,6 Milliarden Euro kaufte, hatte sie behauptet, die entstehende Zinsbelastung aus den Erträgen decken zu können (101201).
Die EnBW-Belegschaft scheint den abverlangten Gehaltsverzicht zu akzeptieren, weil der Konzern bilanzmäßig tief in den roten Zahlen steckt und das bisher schlechteste Ergebnis vorlegte. Obwohl die Gehaltskürzungen nicht mit der sonst üblichen Arbeitsplatzgarantie verbunden sind, wurden bisher keine Proteste bekannt. Die jährliche Einsparung von 40 Millionen Euro, die der Gehaltsverzicht erbringen soll, mutet indessen ziemlich läppisch an, wenn man sie mit dem Fehlbetrag von 1,8 Milliarden Euro und den von 6,7 auf 10 Milliarden Euro angestiegenen Schulden vergleicht.
Ursache des außergewöhnlich schlechten Ergebnisses ist wie bei RWE (170211, 170306) und E.ON (170305), daß die EnBW sich der Belastungen aus dem nunmehr gesetzlich beschlossenen Entsorgungs-Kompromiß (161202) so schnell wie möglich entledigen will. Sie wird den auf sie entfallenden Betrag von insgesamt 4,7 Milliarden Euro am 1. Juli komplett aus bestehenden Finanzanlagen und Rückstellungen überweisen. Nach Angaben von Finanzvorstand Thomas Kusterer ist diese Belastung in der jetzt vorgelegten Bilanz verarbeitet. Die EnBW brauche weder eine Kapitalerhöhung noch weitere Schulden, um den begonnenen Umbau fortzusetzen.