Januar 2017 |
170115 |
ENERGIE-CHRONIK |
Frankreich hat den kalten Januar ohne Stromausfälle oder zwangsweise Abschaltungen von Verbrauchern überstanden. Wie der Netzbetreiber RTE am 27. Januar mitteilte, war der zur Verfügung stehende Spielraum aber "außerordentlich gering". Der Strombedarf habe mehrfach 93.000 MW überstiegen, während auf der Erzeugungsseite im Mittel nur eine Leistung von 90.000 MW zur Verfügung stand. Die abendlichen Lastspitzen wurden hauptsächlich mit Stromimporten bewältigt. Dabei stellte Spanien durchschnittlich 1352 MW zur Verfügung, Belgien 1015 MW und Deutschland 772 MW. Eine weitere Entlastung erfolgte durch freiwillige Abschaltungen, die am 25. Januar einen Umfang von 2200 MW erreichten und damit dem Leistungsbedarf des innerstädtischen Bereichs der Hauptstadt Paris entsprachen.
Zur Bewältigung der schwierigen Situation trugen aber auch die normalen Verbraucher bei. Eine im Auftrag von RTE durchgeführte Umfrage ergab, daß mehr als die Hälfte der Franzosen ihr Verbrauchsverhalten geändert hat, um sonst drohende lokale Zwangsabschaltungen von Gemeinden und Industriebetrieben oder Spannungsabsenkungen abzuwenden.
Ursache der Stromknappheit ist der Ausfall zahlreicher Kernkraftwerke, weil notwendige Wartungsarbeiten noch nicht abgeschlossen werden konnten oder weil die Anlagen auf Anordnung der Atomaufsicht ANS einer Sicherheitsüberprüfung unterzogen werden müssen. Zum anderen sanken die Temperaturen um bis zu sechs Grad unter das übliche Niveau der Jahreszeit, was den Stromverbrauch erhöhte. In Frankreich sind rund ein Drittel der Wohnungen mit Stromheizungen ausgestattet – Folge einer verfehlten Energiepolitik, die es sinnvoll erscheinen ließ, den Ausbau solcher Verbrauchskapazitäten zur Auslastung der wenig flexiblen Kernkraftwerke zu stimulieren.