April 2015

150415

ENERGIE-CHRONIK


EDF verharmloste Rohrbruch im KKW Fessenheim

Die französische Atomaufsichtsbehörde ASN hat der Electricité de France (EDF) ihre verharmlosende Darstellung eines Rohrbruchs im Kernkraftwerk Fessenheim vorgeworfen, der sich am 28. Februar dieses Jahres ereignete und kurz darauf wiederholte. Als ASN-Präsident Pierre-Franck Chevet am 15. April den jährlichen Bericht seiner Behörde an das Parlament vorlegte, zeigte er sich beunruhigt über die Eile, mit der die EDF den Reaktor wieder in Gang setzte, ohne die Ursache des Rohrbruchs geklärt zu haben. Die Informationspolitik der EDF in dieser Angelegenheit sei "mehr als verdreht gegenüber der Realität" gewesen (plus que décalée par rapport à la réalité).

Obwohl sich die Panne im konventionellen Teil der Anlage ereignete, bestärkte sie die französische Anti-Atom-Bewegung in der Befürchtung, daß die EDF eine Panne im nuklearen Teil erst recht verharmlosen oder gar verschweigen würde. Am 21. April erstatteten die Initiative "Sortir du nucléaire" und andere Verbände Strafanzeige bei der Staatsanwaltschaft in Colmar, weil die EDF den Vorfall heruntergespielt und die ASN getäuscht habe. Zugleich verlangten sie von der französischen Regierung die Einhaltung des Versprechens, das Kernkraftwerk Fessenheim bis Ende 2016 abzuschalten (120913). Es könne nicht hingenommen werden, wenn die Regierung nun die Abschaltung auf die lange Bank schieben oder durch die Stillegung eines anderen Kernkraftwerks ersetzen wolle.

"Dichtungsdefekt" setzte mehr als hundert Kubikmeter Wasser frei

Am 28. Februar hatte die EDF die Abschaltung des Reaktors 1 im Kernkraftwerk Fessenheim mitgeteilt. Als Grund nannte sie einen "Dichtungsdefekt" (défaut d'étanchéité) im Rohrleitungssystem des Dampferzeugers, der die Turbinen speist. In Wirklichkeit hatte es sich aber um einen regelrechten Rohrbruch gehandelt, der mehr als hundert Kubikmeter Wasser freisetzte, im Maschinenraum elektrische Anlagen überflutete und damit auch die Steuerung von diversen Schaltern und Schutzeinrichtungen außer Funktion setzte. Die Atomaufsichtsbehörde ASN war erst am 3. März offiziell von dem Vorfall unterrichtet worden. Am 5. März hatte die EDF die betroffene Dampfleitung wieder in Betrieb genommen, obwohl die Ursache der Vibrationen, die den Rohrbruch bewirkt hatten, keineswegs geklärt war. Prompt kam es daraufhin – nach nur wenigen Minuten, einen Meter von der alten Stelle entfernt und in Anwesenheit der ASN-Inspekteure – erneut zu einem Rohrbruch.

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