Januar 2015

150113

ENERGIE-CHRONIK


Ahrtal-Werke kaufen RWE das Stromnetz ab

Die 2010 gegründeten Ahrtal-Werke GmbH sind seit Jahresbeginn Eigentümer des lokalen Stromnetzes in Bad Neuenahr-Ahrweiler, das bisher RWE gehörte. Über den Kaufpreis wurde offiziell Stillschweigen vereinbart. Nach Informationen des Bonner "General-Anzeigers" liegt er bei rund sechs Millionen Euro. Das wäre ungefähr ein Viertel der Summe, die RWE ursprünglich verlangt hat und auch gerichtlich durchsetzen wollte. Da die Ahrtal-Werke zu 51 Prozent der Stadt Bad Neuenahr-Ahrweiler und zu 49 Prozent den Stadtwerken Schwäbisch Hall gehören, würden auf die beiden Anteilseigner jeweils rund drei Millionen Euro entfallen.

RWE-Tochter bleibt noch vier Jahre Netzbetreiber

Das lokale Stromnetz versorgt derzeit über 21.000 Anschlüsse. Es umfaßt 103 Kilometer Mittelspannungs- und 340 Kilometer Niederspannungsleitungen, 153 Transformatoren und 145 Netzstationen. Momentan kann es noch nicht separat betrieben werden, da erst eine galvanische Trennung vom RWE-Netz erfolgen muß. Im Kaufvertrag wurde deshalb vereinbart, daß die Ahrtal-Werke das Netz an die Stadtwerke Schwäbisch Hall verpachten, die es wiederum für vier Jahre an den bisherigen Betreiber Westnetz GmbH – eine RWE-Tochter – unterverpachten. Mit Beginn des Jahres 2019 wollen die Ahrtal-Werke dann auch den Netzbetrieb übernehmen.

Gewinne beim Vertrieb – aber dreimal so hohe Verluste bei der Stromerzeugung

Die Ahrtal-Werke GmbH haben in den letzten drei Jahren etwa 16 Millionen Euro in den Aufbau eines Wärmenetzes investiert, dessen Herzstück ein Blockheizkraftwerk mit einer elektrischen Leistung von 4 MW ist. In den nächsten Jahren wollen sie sich zu einem funktionierenden Querverbundunternehmen mit den Sparten Netze, Erzeugung und Vertrieb (Strom, Gas und Fernwärme) entwickeln. Mit der kommunalen Energieversorgung Mittelrhein AG wird derzeit über den Kauf des Gasnetzes verhandelt.

Der Einsatz des Blockheizkraftwerkes gestaltete sich wegen der ungünstigen Bedingungen am Strommarkt allerdings nicht so rentabel, wie dies erwartet worden war. Im Jahr 2013 erwirtschafteten die Ahrtal-Werke deshalb bei der Stromerzeugung einen Verlust von 729.000 Euro, der gut dreimal so hoch war die die Gewinne beim Vertrieb von Strom, Gas und Fernwärme in Höhe von 219.000 Euro.

Grundpreis für Stromkunden steigt um 35 Prozent

Laut "General-Anzeiger" (29.12.) haben die Ahrtal-Werke ihren Kunden eine zum 1. Februar wirksame Strompreiserhöhung mitgeteilt, ohne auf die veränderten Eigentumsverhältnisse hinzuweisen. In dem Schreiben hieß es: "Zum 1. Januar ändert der derzeitige Stromnetzbetreiber Westnetz seine Entgelte für die Nutzung des Stromnetzes, die Bestandteil des Strompreises ist." Es finde eine "deutliche Erhöhung des jährlichen Grundpreises statt". Dem Zeitungsbericht zufolge erhöht sich beispielsweise ein Bruttogrundpreis von bisher 84 Euro auf 114 Euro, was einer Steigerung um 35 Prozent entspricht.

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