Juli 2014 |
140707 |
ENERGIE-CHRONIK |
Die Energie Baden-Württemberg (EnBW) übernimmt vom italienischen Energiekonzern Eni dessen hälftige Beteiligung am bisherigen Gemeinschaftsunternehmen EnBW Eni Verwaltungsgesellschaft mbH, unter dessen Dach die frühere Gasversorgung Süddeutschland (GVS) angesiedelt wurde. Sie erwirbt damit die komplette Mehrheit an den beiden Holding-Töchtern "Erdgashandels- und Vertriebsgesellschaft GasVersorgung Süddeutschland GmbH (GVS)" und "terranets bw GmbH". Wie sie am 11. Juli mitteilte, mußte der Erwerb der Eni-Anteile noch von den Kartellbehörden gebilligt werden. Über den Kaufpreis sei vertraglich Stillschweigen vereinbart worden.
Über ihr knapp 2.000 Kilometer langes Netz beliefert die "terranets bw" mehr als zwei Drittel aller Kommunen in Baden-Württemberg. Grafik: GVS
|
Die GVS versorgt Weiterverteiler und Industriekunden in Deutschland, Österreich und der Schweiz. Im vergangenen Jahr erzielte sie mit 88 Mitarbeitern einen Gasabsatz von 56 Terawattstunden und einen Umsatz in Höhe von 1,6 Milliarden Euro. Die terranets bw beliefert über ihr knapp 2.000 Kilometer langes Netz mehr als zwei Drittel aller Kommunen in Baden-Württemberg sowie Teile der Schweiz, Vorarlbergs und des Fürstentum Liechtensteins. Daneben verfügt sie über ein rund 2.000 Kilometer langes Telekommunikationsnetz und bietet technische Dienstleistungen an. Im vergangenen Jahr erzielte sie mit 190 Mitarbeitern ein Umsatz von 105 Millionen Euro.
Seit Anfang des Jahres baut terranets zusätzlich die "Nordschwarzwaldleitung". Dabei handelt es sich um eine 71 Kilometer lange Hochdruckleitung, die Erdgas aus der Trans-Europa-Naturgas-Pipeline (TENP) von Au am Rhein über Ettlingen und Pforzheim nach Leonberg in den Großraum Stuttgart transportieren soll. Mit dem ersten Leitungsabschnitt, der über 15 Kilometer von der TENP nach Ettlingen führt, wurde im Mai dieses Jahres begonnen.
Die Gasversorgung Süddeutschland (GVS) wurde 1961 von eine Reihe großer Kommunen und dem Land Baden-Württemberg zur Versorgung mit Erdgas gegründet, das damals noch ausschließlich aus den Niederlanden kam. Im Jahr 2002 übernahmen EnBW und Eni die bisherigen Beteiligungen des Landes, der Mannheimer MVV sowie vier weiterer kommunaler Gesellschafter und bauten die sich daraus ergebende gemeinsame Mehrheit von 62,22 Prozent bald auf hundert Prozent aus (020601).
Aufgrund der Entflechtungsvorschriften in den §§ 6 - 8 des Energiewirtschaftsgesetzes kam es 2007 zur Gründung der GVS Netz GmbH als juristisch eigenständiger Tochter der GVS GmbH. Die Zuständigkeit des Mutterunternehmens reduzierte sich damit im wesentlichen auf Handel und Vertrieb. Im Juli 2011 wurden sowohl der Netz- als auch der Vertriebsbereich zu Töchtern der neuen Holding EnBW Eni Verwaltungsgesellschaft mbH, in die EnBW und Eni ihre jeweils hälftige Beteiligung an dem Gemeinschaftsunternehmen eingebracht haben.
Eine weitere Veränderung ergab sich aufgrund von des 2011 neugefaßten Energiewirtschaftsgesetzes, das in § 7a Abs. 6 vorschreibt, daß eine Verwechslung zwischen Vertrieb und Netz ausgeschlossen sein muß: Die GVS Netz GmbH heißt deshalb seit 1. März 2012 terranets bw GmbH und hat den Status eines "unabhängigen Transportnetzbetreibers" nach § 10 des Energiewirtschaftsgesetzes.