Juli 2013 |
130710 |
ENERGIE-CHRONIK |
Der E.ON-Konzern hat seinen brasilianischen Geschäftspartner Eike Batista, mit dem er im Januar 2012 die Gründung eines Gemeinschaftsunternehmens zum Bau von Kraftwerken vereinbarte (120107), aus der Führung des Energieunternehmens MPX verabschiedet und selber das Kommando übernommen. Wie er am 4. Juli mitteilte, trat Batista von seinen Ämter als Chairman und Mitglied des Board von MPX zurück. Neuer Chef des Managements wurde vorläufig E.ON-Vorstand Jørgen Kildahl.
Hintergrund der Ablösung ist der rapide Niedergang von Batistas Mischkonzern EBX, der auch nach der Aufstockung der E.ON-Beteiligung auf 36 Prozent zweitgrößter Aktionär von MPX bleibt. Den meisten der EBX-Unternehmen fehlte von Anfang an eine solide Geschäftsgrundlage. Zum Beispiel hatte die Ölgesellschaft OGX noch keine einzige Bohrung niedergebracht, als Batista sie vor fünf Jahren an die Börse brachte und für ein Fünftel der Aktien rund 2,5 Milliarden Euro erzielte. Inzwischen mußte die OGX zugeben, daß ihr wichtigstes Ölfeld nur ein Drittel der erwarteten Förderung hergibt und andere Felder die Erschließung gar nicht lohnen. Die OGX-Aktie ist deshalb auf etwa zwei Prozent des früheren Werts abgestürzt. Ähnlich sieht bei es anderen EBX-Töchtern aus.
Als Galionsfigur eines von E.ON dominierten Unternehmens taugt Batista damit nicht mehr. In seiner Pressemitteilung dankte der Konzern dem ausgeschiedenen Firmenchef für "seinen großen Beitrag zur Entwicklung von MPX, das er seit seiner Gründung in 2001 zu einem der führenden Energieunternehmen in Brasilien geformt hat". Zugleich betonte er, daß die MPX – im Unterschied zu anderen Batista-Gründungen – ein "grundsolides Unternehmen" sei, das bereits Kraftwerke mit einer Gesamtleistung von 1,7 Gigawatt (GW) in Betrieb genommen habe. Im Lauf dieses Jahres würden weitere 1,1 GW hinzukommen.
Wegen Batistas zunehmenden Finanzproblemen hatte E.ON schon Ende März beschlossen, das im April 2012 gegründete Gemeinschaftsunternehmen rückgängig zu machen und stattdessen bei MPX als größer Aktionär die Führung zu übernehmen (130409) . Auf die damals angekündigte öffentliche Kapitalerhöhung wird nun allerdings verzichtet, weil sich "das Marktumfeld in Brasilien deutlich verschlechtert" hat. Stattdessen beschlossen die Anteilseigner von MPX eine privatfinanzierte Kapitalerhöhung in Höhe von umgerechnet 274 Millionen Euro, an der sich E.ON zur Hälfte beteiligt. Außerdem wird MPX in Kürze einen neuen Namen bekommen.