Januar 2013

130107

ENERGIE-CHRONIK


E.ON und GDF Suez verkaufen slowakisches Gasgeschäft für 2,6 Milliarden Euro

Die Energiekonzerne E.ON und GDF Suez haben ihre Beteiligungen am slowakischen Gasversorger Slovensky Plynarensky Priemysel a.s. (SPP) für insgesamt 2,6 Milliarden Euro verkauft. Über die Slovak Gas Holding (SGH) verfügten sie seit 2002 über jeweils 24,5 Prozent an dem Unternehmen. Die restlichen 51 Prozent behielt der slowakische Staat, der jedoch den Minderheitsaktionären die unternehmerische Führung überließ. Nunmehr übernimmt die tschechische Energie- und Industrieholding Energeticky a Prumyslovy Holding (EPH) die Anteile der beiden Konzerne für jeweils 1,3 Milliarden Euro. Schon Ende Januar machte die EPH von ihren Aktionärsrechten Gebrauch und wechselte den bisher von E.ON und GDF Suez gestellten SSP-Vorstand aus.

Der neue Eigentümer will mehr Rücksicht auf die Wünsche der Regierung nehmen

Der Eigentümerwechsel erfolgt mit Zustimmung und Förderung der slowakischen Regierung unter Ministerpräsident Robert Fico. Dieser möchte den ausländischen Konzernen schon seit längerem die Kontrolle über die Energiewirtschaft des Landes wieder entziehen. Er macht sie für die starken Energiepreissteigerungen verantwortlich und hat sogar damit gedroht, von der Möglichkeit der Enteignung Gebrauch zu machen (080813). Mit der jetzt gefundenen Lösung braucht die slowakische Regierung keine eigenen Mittel für den Rückkauf der Anteile aufzubringen und verfügt in der tschechischen EPH doch über einen Partner, der ihr eine stärkere Einflußnahme auf die Energiepreise ermöglicht.

In einer Pressemitteilung zu dem bevorstehenden Eigentümerwechsel versicherte EPH-Chef Daniel Kretinsky am 12. Dezember, es werde für sein Unternehmen von höchster Bedeutung sein, die Partnerschaft mit dem slowakischen Staat zu entwickeln und zu beweisen, daß EPH der ideale strategische Partner für SSP zur Lösung der in den kommenden Jahren anstehenden Probleme sei. Dem Vernehmen nach hat sich EPH sogar verpflichtet, jede preisliche Veränderung mit dem Staat abzustimmen sowie auf Prozesse und Schiedsgerichtsverfahren zu verzichten. Das slowakische Finanzunternehmen J & T, das mit 40 Prozent an EPH beteiligt ist, gilt als wichtigster Unterstützer von Ficos sozialdemokratischer Partei Smer-SD.

EPH-Tochter macht fast die Hälfte ihres Geschäfts mit ostdeutscher Braunkohle

Der Holding EPH, die jetzt die Anteile von E.ON und GDF Suez an SSP übernommen hat, gehört in Tschechien die EP Energy, die mit ihren Heizkraftwerken der größte Lieferant von Wärme und der zweitgrößte Stromerzeuger des Landes ist. Außerdem hat sich EP Energy neuerdings sehr stark in Deutschland engagiert. Fast die Hälfte des Gesamtgeschäfts des Konzerns entfällt auf die Tochter Mitteldeutsche Braunkohlengesellschaft (Mibrag) sowie eine starke Minderheitsbeteiligung am Braunkohlekraftwerk Schkopau .

Die Mibrag ist seit Juli 2012 eine hundertprozentige Tochter der EP Energy. Als zweitgrößter ostdeutscher Braunkohleförderer beliefert sie die Großkraftwerke Schkopau und Lippendorf. Außerdem betreibt sie drei Industriekraftwerke und eine Staub- bzw. Brikettfabrik. Bei ihrer Privatisierung durch die Treuhand war sie zunächst an ein angloamerikanisches Konsortum verkauft worden (931204). Die beiden US-Unternehmen, die zuletzt jeweils die Hälfte der Anteile hielten, reichten sie dann 2009 an ein tschechisches Konsortium weiter, das aus dem Staatskonzern CEZ und dem Finanzunternehmen J & T bestand (090713). Im Juli 2011 übernahm die Holding EPH zunächst den 50-Prozent-Anteil von CEZ und ein Jahr später die andere Hälfte von J & T.

Ferner erwarb EPH im Juli 2012 vom US-Unternehmen NRG Energy auch die Saale Energie GmbH, die 41,9 Prozent am Braunkohlekraftwerk Schkopau besitzt. Sie wurde so neben E.ON zweiter Miteigentümer des Kraftwerks, das seinen Brennstoff aus ihren Tagebauen bezieht. Damit verbunden sind Bezugsrechte für einen Leistungsanteil von 400 MW, wodurch die EP Energy die Gesamtkapazität ihrer Kraftwerke auf 1477 MW erhöhen konnte.

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