Dezember 2012 |
121208 |
ENERGIE-CHRONIK |
Der E.ON-Konzern hat keine Ambitionen mehr, in Deutschland und Europa der größte Stromerzeuger aus Müll zu werden, wie er dies noch vor knapp fünf Jahren verkündete, als er seine diesbezüglichen Aktivitäten in der "E.ON Energy from Waste" (EEW) neu organisierte (080413). Wie er am 19. Dezember mitteilte, verkauft er die EEW-Mehrheit an den schwedischen Finanzinvestor EQT. Dieser wird künftig 51 Prozent an einem Gemeinschaftsunternehmen halten, dem seinerseits EEW gehört. Daß E.ON mit 49 Prozent beteiligt bleibt, dürfte allein darauf zurückzuführen sein, daß es nicht gelungen ist, das Unternehmen komplett zu verkaufen.
Der Verkaufspreis wurde nicht genannt. Der E.ON-Konzern teilte lediglich mit, daß er mit dieser Transaktion "insgesamt mehr als 14 Milliarden Euro aus Veräußerungen erzielt und das Desinvestitionsziel von 15 Milliarden Euro bis Ende 2013 fast erreicht" habe.
E.ON hat schon seit längerem versucht, EEW meistbietend zu verkaufen, war aber mit den Ergebnissen der Auktionen so unzufrieden, daß kein Zuschlag zustande kam. Im April berichtete das "Handelsblatt" (12.4.), daß mehrere Bieter vorläufige Angebote für die komplette Übernahme von EEW eingereicht hätten, die in einer Größenordnung von 1,2 Milliarden bis 1,5 Milliarden Euro lagen. Demnach dürfte der jetzt erzielte Kaufpreis für 51 Prozent gut die Hälfte dieser Größenordnung betragen, zumal der Finanzinvestor EQT wahrscheinlich einen kleinen Aufschlag dafür gewährt, daß er nicht sämtliche Anteile übernehmen muß. EQT gehörte schon damals zu den Bietern. Weitere Interessenten aus dem In- und Ausland waren die Mannheimer MVV, die niedersächsische Baugesellschaft Papenburg, die Entsorgungsfirma Remondis, der Fonds Morgan Stanley Infrastructure, der US-Konzern Foster Wheeler und Sembcorp aus Singapur.
E.ON Energy from Waste betreibt insgesamt 18 Müllverbrennungsanlagen. 13 davon sind eigene Anlagen, bei den übrigen ist EEW Betriebsführer. 2011 erzielte EEW mit 1350 Beschäftigten einen Umsatz von 544 Millionen Euro. Die Stromerzeugung betrug 1701 Gigawattstunden (GWh), die Dampf- und Wärmeerzeugung 2494 GWh.
Nach eineinhalbjährigen Verhandlungen scheinen sich E.ON und die ungarische Regierung über die Höhe des Preises geeinigt zu haben, zu dem E.ON seine ungarischen Gastöchter E.ON Földgáz Trade und E.ON Földgáz Storage dem staatlichen Stromkonzern MVN überläßt (110713). Am 30. November teilte die Regierung mit, daß Ministerpräsident Viktor Orban und E.ON-Chef Johannes Teyssen eine gemeinsame Absichtserklärung unterzeichnet hätten, wonach der Verkauf bis Ende Januar abgeschlossen wird. Weitere Details würden am 15. Dezember vereinbart. Zur Höhe des Verkaufspreises äußerte sich die Regierung nicht. E.ON bestätigte auf Anfragen lediglich die Unterzeichnung der Absichtserklärung.
E.ON hatte 2006 vom ungarischen MOL-Konzern dessen Gesellschaften für Gashandel und -speicherung übernommen, nachdem die ursprünglich geplante Übernahme des gesamten Gasgeschäfts am Widerstand der EU-Kommission gescheitert war (060113). Wegen der staatlichen Preisreglementierung erwies sich dieser Kauf aber bald als Fehlinvestition. Für den Weiterverkauf an MVN soll E.ON 1,2 Milliarden Euro verlangt haben, während MVN nur bereit war, 800 Millionen zu zahlen.