März 2010 |
100305 |
ENERGIE-CHRONIK |
Für das Jahr 2007 verzeichnete die Bundesnetzagentur erstmals auch eine größere Anzahl Haushaltskunden, die den Gaslieferanten wechselten. Im Jahr darauf hatte sich deren Anzahl mehr als verdreifacht. Zum Teil erfolgte der Lieferantenwechsel beim Einzug in neue Räumlichkeiten. |
Mit jahrelanger Verzögerung gegenüber der Stromwirtschaft kommt es nun auch in der Gasversorgung in größerem Umfang zu Lieferantenwechseln. Vor allem nutzen seit 2007 viele Haushaltskunden die neuen Möglichkeiten. Rein zahlenmäßig stellten sie 2008 mehr als neunzig Prozent der insgesamt 384.000 Lieferantenwechsler. Von der Gasmenge her bedeutender ist aber nach wie vor der Wechsel von Gewerbe- und Industriekunden. Dies ergibt sich aus dem Jahresbericht 2009, den die Bundesnetzagentur am 23. März vorlegte.
Anders als beim Strom, wo der Lieferantenwechsel für Haushaltskunden schon wenige Monate nach der formalen Liberalisierung des Energiemarktes einsetzte (990602) – dann aber wegen der anfänglichen Behinderungen beim Wechsel und der wieder ansteigenden Strompreise sehr zögerlich verlief (021210) – gab es für Gas-Haushaltskunden die Möglichkeit eines Lieferantenwechsels über viele Jahre hinweg praktisch überhaupt nicht. Die anfängliche Transportpfadabhängigkeit der Durchleitung und die Zersplitterung des deutschen Gasmarktes in zahlreiche Marktgebiete erlaubten es allenfalls größeren Verbrauchern, die Beschwerlichkeiten eines Lieferantenwechsels auf sich zu nehmen. Nach Angaben der Monopolkommission entfielen noch 2005 von der gesamten an Endverbraucher gelieferten Gasmenge nur 0,01 Prozent auf Lieferantenwechsel bei Haushalten und Kleingewerbe. Und auch der Lieferantenwechsel von Großkunden betraf nur 3,3 Terawattstunden oder 0,4 Prozent der gesamten Endverbrauchermenge.
Das änderte sich, nachdem auf Druck der Regulierungsbehörde die Zahl der Marktgebiete drastisch zurückging (090911) und im August 2007 sowohl für die Strom- als auch für die Gaswirtschaft einheitliche Standards für den Lieferantenwechsel erlassen wurden (070802). Noch 2006 registrierte die Bundesnetzagentur lediglich den Wechsel von 5.688 Gewerbe- und Industriekunden. Im Jahr darauf waren es dagegen schon mehr als 32.000 Gewerbe- und Industriekunden sowie mehr als 100.000 Haushaltskunden. Für das Jahr 2008 verzeichnete die Bundesnetzagentur sogar mehr als eine Verdreifachung des Lieferantenwechsels bei den Haushalten, während bei den Gewerbe- und Industriekunden die Zahl leicht zurückging (siehe Grafik).
Die bloße Anzahl der Wechsel besagt allerdings kaum etwas über die davon
betroffenen Gasmengen. So war 2008 bei den Haushalts- und Kleingewerbekunden das vom
Lieferantenwechsel betroffene Gasvolumen nur um 2,57 Prozent höher, obwohl mehr
als dreimal soviel Kunden wechselten. Dagegen erhöhte die Kategorie "Große
und sehr große Industriekunden" ihre Lieferantenwechselquote mengenmäßig
um 6,82 Prozent. Bei den "mittelgroßen Industriekunden" waren es 10,14
Prozent und bei den "Gewerbekunden" 3,45 Prozent. Mengenmäßig
dominieren also beim Lieferantenwechsel nach wie vor die größeren Verbraucher.
Insgesamt belief sich 2008 der Gasverbrauch aller Kunden, die ihren Lieferanten wechselten,
auf 42,57 Terawattstunden oder 4,35 Prozent des Gesamtverbrauchs.