Februar 2010

100208

ENERGIE-CHRONIK


Atomwirtschaft gründet eigene Kaderschmiede an der TU München

Mit Unterstützung der Europäischen Kommission haben sechs führende Unternehmen der Atomwirtschaft am 28. Januar die Gründung einer "European Nuclear Energy Leadership Academy" (ENELA) an der TU München beschlossen. Es handelt sich um eine Art brancheneigener Kaderschmiede, die ab 2011 Hochschulabsolventen für den Kernenergiesektor gewinnen und künftige Führungskräfte der Branche ausbilden soll. Träger des Unternehmens sind vier Kernkraftwerksbetreiber aus Deutschland (E.ON, EnBW, Vattenfall) und der Schweiz (Axpo) sowie der französische Atomkonzern Areva NP und der Uran-Anreicherer Urenco. Die Geschäftsführung soll Jean-Claude Gauthier übernehmen, der bisher bei Areva für technische Ausbildung und Personalentwicklung zuständig ist. Den Vorsitz des Beirats übernimmt der ehemalige E.ON-Kernkraftvorstand Walter Hohlefelder, der seit 2004 als Präsident des "Deutschen Atomforums" der wichtigsten Propagandaeinrichtung der Atomwirtschaft vorsteht.

Die Akademie wird in Garching angesiedelt, wo sich der Forschungsreaktor FRM II befindet (040611), und "inhaltlich und strukturell sehr eng mit der Technischen Universität München (TUM) zusammenarbeiten", wie es in einer Verlautbarung der TU München heißt. Die Zusammenarbeit zwischen Nuklearwirtschaft und Universität soll im Wege einer "öffentlich-privaten Partnerschaft" organisiert werden. Die Leitung der TU München hat offensichtlich keine Bedenken gegen eine solche Verquickung privater mit öffentlichen Interessen. Sie begrüßte die Entscheidung der Atomunternehmen und wertete sie als "Bestätigung und zugleich Stärkung unseres Wissens- und Ausbildungsstandortes".

Energiekommissar Andris Piebalgs begrüßte die Errichtung der ENELA ebenfalls. Das Projekt gehe auf eine Initiative des Europäischen Nuklearenergie-Forums (ENEF) zurück, das 2007 von der Kommission eingerichtet wurde.