Mai 2009 |
090504 |
ENERGIE-CHRONIK |
Der Oldenburger EWE-Konzern will sich von seinen Aktien an der Leipziger VNG Verbundnetz Gas AG (VNG) trennen, nachdem es ihm in einem zwei Jahre dauernden Machtkampf nicht gelungen ist, die Mehrheit der Aktien und damit wieder die unternehmerische Führung zu erlangen, die ihm ursprünglich in einem Konsortialvertrag mit den ostdeutschen Kommunen zugesichert worden war (070808). Wie das Unternehmen am 13. Mai mitteilte, verkauft es sein Aktienpaket in Höhe von 47,9 Prozent an die EnBW Energie Baden-Württemberg AG. Die Aufsichtsräte der beiden Unternehmen haben dem Geschäft zugestimmt. Die Überlassung der Aktien bedarf allerdings noch der Zustimmung der VNG-Hauptversammlung und des Bundeskartellamtes. Außerdem ist der Verkauf der Beteiligung an den beantragten Einstieg von EnBW bei EWE (080701) gebunden, der vom Bundeskartellamt sehr kritisch gesehen wird (081208). Die Behörde will ihre Entscheidung zur geplanten Beteiligung von EnBW an EWE nun im Juni bekanntgeben.
"Die Idee, daß ostdeutsche und westdeutsche Kommunen VNG gemeinsam weiterentwickeln, hat sich leider nicht umsetzen lassen. Daher ist eine Beteiligung für uns nicht mehr sinnvoll", begründet EWE-Vorstandsvorsitzender Werner Brinker den Verkauf. Im Sinne des Unternehmens VNG, der Arbeitsplätze dort und der Region Mitteldeutschland habe EWE daher die Entscheidung getroffen, sich von den VNG-Anteilen zu trennen.
Mit dem Erwerb des bisher von EWE gehaltenen Aktienanteils würden sich "für alle Beteiligten inklusive der VNG verschiedene neue Optionen und Chancen eröffnen", hieß es am selben Tag in einer Pressemitteilung der EnBW. Die EnBW sei "grundsätzlich bereit, die Anteile in Höhe von 47,89 Prozent im Rahmen einer strategischen Partnerschaft zur Entwicklung der VNG einzubringen". Die ostdeutschen Kommunen, die mit 25,7 Prozent der zweitgrößte Anteilseigner der VNG sind, sollen es aber bereits abgelehnt haben, mit der EnBW einen entsprechenden Konsortialvertrag zu schließen. Denkbar wäre allerdings auch, daß die EnBW mit den anderen Aktionären ins Geschäft zu kommen versucht, zumal ihr das Kartellamt kaum eine ungeschmälerte Übernahme des EWE-Aktienpakets erlauben dürfte. Es handelt sich dabei um Wintershall (15,79 %) sowie Gazprom und GDF/Suez (jeweils 5,26 %).
Die Stadtwerke Jena-Pößneck haben inzwischen ihre Mini-Beteiligung von 1,04 Prozent, die sie aufgrund einer Gerichtsentscheidung nicht der EWE überlassen dürfen (090109), an die Beteiligungsgesellschaft der kommunalen Aktionäre verkauft, die dadurch ihre Sperrminorität von 25,79 Prozent behält.