April 2009 |
090413 |
ENERGIE-CHRONIK |
Die südbadischen Städte Müllheim und Staufen gründen im Mai ein gemeinsames Unternehmen zur Energieversorgung, das möglichst schnell die Gas- und Stromnetze von den bisherigen Betreibern übernehmen soll. Beide Städte bringen zudem ihre Wasserversorgungen in das neue Unternehmen ein. Am 8. April stimmten die Gemeinderäte dem Projekt zu. Sitz der neuen Stadtwerke ist Müllheim. In Staufen wird eine Niederlassung entstehen. Gesellschafter sind die Städte Müllheim und Staufen mit 48,9 bzw. 26,0 Prozent sowie die KommunalPartner Beteiligungsgesellschaft mbH & Co. KG mit 25,1 Prozent. Hinter der letzteren stehen sechs baden-württembergische Stadtwerke, die auch Gesellschafter der EnergiePartner Süd GmbH (EPS) sind. Sie hatten die Beteiligungsgesellschaft im Februar 2005 gegründet, um andere Kommunen bei der Energieversorgung finanziell und technisch zu unterstützen. Sie wollen so zugleich verhindern, daß sich weiterhin die Energie Baden-Württemberg oder andere Konzerne bei kommunalen Energieversorgern einkaufen. Mit der jetzt beschlossenen Neugründung der Stadtwerke Müllheim-Staufen, die zusammen rund 30.000 Einwohner versorgen werden, verwirklichen sie ihre erste Beteiligung.
Die beiden südbadischen Städte werden bisher von der Badenova AG mit Gas und von der Energiedienst AG mit Strom versorgt. Die 2001 gegründete Badenova (001213) gehört zum Einflußbereich des E.ON-Konzerns, der über die Thüga AG mit 47,3 Prozent größter Gesellschafter ist. Die übrigen Teilhaber sind die Stadt Freiburg (32,8 Prozent) und andere Kommunen. Die Energiedienst AG entstand 1998 aus der Zusammenlegung der Kraftwerk Laufenburg mit den Kraftübertragungswerken Rheinfelden (980910) und ist seit 2002 eine Tochter der Energie Baden-Württemberg (020807). Die Konzessionsverträge mit der Badenova sind in beiden Städten schon abgelaufen und nicht erneuert worden, so daß die Übernahme des Gasnetzes nur von der Einigung über den Kaufpreis abhängen wird. Die Strom-Konzessionsverträge mit der Energiedienst AG gelten in Müllheim noch bis 2010 und in Staufen bis 2011.
Die Energiepartner Süd GmbH wurde im Sommer 2000 von den baden-württembergischen
Stadtwerken Bietigheim-Bissingen, Mühlacker, Friedrichshafen, Schwäbisch
Hall, Tübingen und Ulm gegründet. Ab 2004 kam noch die Energieversorgung
Filstal (EVF) in Göppingen hinzu, während Ulm inzwischen ausgeschieden war.
Die sechs Stadtwerke beschäftigen zusammen mehr als 1.000 Mitarbeiter, versorgen
knapp 300.000 Kunden und erzielten 2008 rund 600 Millionen Euro Umsatz. Zweck des
Unternehmens ist die Kooperation bei Marketing, Energiedatenmanagement und Energiebeschaffung.
Im übrigen bleiben die Stadtwerke aber weiterhin eigenständig und hundertprozentig
in kommunalem Besitz. Mit der vor vier Jahren gegründeten KommunalPartner Beteiligungsgesellschaft
mbH & Co. KG bieten sie kleinen bis mittleren Stadtwerken sowie kommunalen Wasserversorgern
kapitalmäßige und technische Unterstützung an, um sich im liberalisierten
Markt besser behaupten zu können. Die sechs Energie-Partner gehören auch
zum Gesellschafterkreis der "Südweststrom" und zu jenen Kommunen, die
vor einem Jahr mit einer "Tübinger Erklärung" vor nachteiligen
Folgen der "Anreizregulierung" für Stadtwerke warnten (080414).