Januar 2009

090112

ENERGIE-CHRONIK


Sturm beschädigt französisches Verteilnetz – 1,7 Millionen Haushalte ohne Strom

Das Sturmtief "Klaus" hat am 24. Januar im Südwesten Frankreichs das Stromverteilnetz schwer beschädigt und die Versorgung von 1,7 Millionen Abnehmern unterbrochen. Besonders schwer betroffen war die Region Aquitaine mit 821.000 stromlosen Haushalten, gefolgt von Midi Pyrénées (477.00) und Languedoc Roussillon (362 000). Zahlreiche Stromausfälle gab es auch in den Regionen Poitou Charente (53.000), Auvergne (8.000) und Limousin (1.200).

Stellenweise habe "Klaus" noch ärger gewütet als der Orkan "Lothar", der im Januar vor acht Jahren ein Viertel des französischen Stromnetzes beschädigte (000122), teilte die EDF-Tochter ERDF (Electricité Réseau Distribution France) mit, die seit einem Jahr das Verteilnetz betreibt. Zur Erfassung der Schäden seien zwölf Hubschrauber im Einsatz gewesen. Um die Leitungen und Masten zu reparieren, habe man Techniker aus allen Teilen Frankreichs zusammengezogen. Zusammen mit Elektrikern aus England, Deutschland und Portugal seien insgesamt rund 3000 Fachkräfte im Einsatz gewesen, um das Netz wieder in Ordnung zu bringen.

Vier Tote durch Notstromaggregate

Bis zum Morgen des 26. Januar konnte ERDF für rund eine Million Kunden die Stromversorgung wieder herstellen. Noch immer mußten aber rund 700.000 Abnehmer in den Regionen Aquitaine, Midi-Pyrénées et Languedoc-Roussillon auf elektrische Energie verzichten. In den am härtesten betroffenen Gemeinden wurden insgesamt 750 Notstromaggregate aufgestellt, um wenigstens den dringendsten Bedarf an Strom zu befriedigen.

Der Sturm kostete insgesamt elf Menschen das Leben. Vier davon starben an Kohlenmonoxidvergiftungen durch Notstromaggregate. Die EDF appellierte an die Bevölkerung, solche Geräte nur außerhalb von Gebäuden zu betreiben.

Auch bei Schnee und Kälte ist die Stromversorgung nicht gesichert

Schon am 14. Dezember hatten Schneefälle im Massif Central die Stromversorgung von rund 100.000 Abnehmern unterbrochen. Betroffen waren die Departements Indre-et-Loire, Loir-et-Cher, Eure-et-Loir, Cher, Lot, Tarn, Haute-Garonne und Ariège. Noch am 18. Dezember mußten in diesem Bereich Tausende von Haushalten ohne Elektrizität auskommen. Die ERDF hatte 150 Notstromaggregate aufgestellt.

Anfang Januar stand die französische Stromversorgung vor einem anderen Problem: Wegen des Kälteeinbruchs erreichte der französische Stromverbrauch an mehreren Tagen hintereinander Rekordwerte. Hauptursache dafür ist die große Verbreitung von elektrischen Radiatoren, die bei Bedarf als Heizung bzw. Zusatzheizung verwendet werden. Als Faustregel gilt, daß ein Grad mehr Frost einen zusätzlichen Bedarf an 2100 MW Kraftwerksleistung erfordert. Der Kraftwerkspark der EDF besteht aber größtenteils aus Kernkraftwerken und verfügt nur über wenig Kapazitäten zur Abdeckung extremer Spitzenlasten. "Derzeit klappt es noch, aber wenn es noch ein bißchen kälter wird, sind wir nicht vor einem Lastabfall sicher", sagte EDF-Chef Pierre Gadonneix der Zeitung "Le Parisien" (8.1.). "Das würde heißen, bestimmten Kunden für kurze Zeit den Strom abzustellen, um die Knappheit zu verteilen." Um solchen Zwangsabschaltungen vorzubeugen, mußte Frankreich, das sonst einer der größten Stromexporteure ist, wieder einmal erhebliche Mengen Strom aus dem Ausland beziehen.