Februar 2008

080216

ENERGIE-CHRONIK


RWE verdient an Auflage des Bundeskartellamts

Die vom Bundeskartellamt erzwungene Versteigerung von Kraftwerkskapazitäten hat sich für RWE als gutes Geschäft erwiesen. Die Hoffnung der Industriekunden, mit Hilfe des Bundeskartellamts ein "Schnäppchen" machen zu können, erfüllte sich dagegen nicht.

Im September hatte sich RWE verpflichten müssen, im Rahmen von vierteljährlichen Auktionen jährlich rund 1600 MW für die Lieferzeit von 2009 bis 2012 an europäische Industriekunden zu verkaufen. Das entspricht Kraftwerkskapazitäten von insgesamt 6300 MW und nahezu dem Jahresabsatz des Konzerns an Industriekunden in Deutschland. Im Gegenzug erklärte sich das Bundeskartellamt bereit, das gegen RWE eingeleitete Mißbrauchsverfahren wegen Einbeziehung der kostenlos erhaltenen CO2-Zertifikate in die Strompreise einzustellen (070903).

Bei der ersten dieser Auktionen, die am 13. Februar stattfand, konnte RWE die gesamte Angebotsmenge von knapp 400 MW annähernd zu Börsenpreisen loswerden. Der Preis für das Baseload-Produkt (Grundlast aus Braunkohle) erreichte 60,94 Euro/MWh. Das war kaum weniger als die 62,40 Euro, für die am Auktionstag das Baseload-Produkt an der Strombörse EEX gehandelt wurde. Für das sogenannte Profilprodukt - eine Kombination aus Lieferungen zu Grund- und Spitzenlastzeiten aus Steinkohle - erzielte RWE bei der Auktion 67,65 EUR/MWh.

Der Erzeugungspreis für Strom aus Steinkohle- und Braunkohlekraftwerken dürfte nur bei etwa 15 Euro/MWh liegen. RWE hat somit an den Auflagen des Bundeskartellamts gut verdient. Zugleich demonstrierte der Großstromerzeuger erneut seine Marktmacht und die relative Ohnmacht der Industriekunden.

Weiterhin unklar ist, ob und in welcher Weise das Bundeskartellamt gegen die drei anderen Konzerne vorzugehen gedenkt, die den Börsenwert ihrer kostenlos erhaltenen CO2-Zertifikate ebenfalls als "Opportunitätskosten" in die Preise eingehen ließen.