September 2006 |
060909 |
ENERGIE-CHRONIK |
Die russische Regierung kündigte im September an, dem Ölproduzenten Royal Dutch Shell die umweltrechtliche Genehmigung für Gasbohrungen auf der Halbinsel Sachalin zu entziehen. Außerdem drohte sie dem französischen Konzern Total damit, das Kooperationsabkommen zur Erschließung und Ausbeutung des Erdölfelds Charjaga in der Arktis zu kündigen. In beiden Fällen will sie offenbar eine stärkere Beteiligung an diesen Projekten erreichen, die in den neunziger Jahren vereinbart wurden.
Betreiber des Sachalin-Projekts sind bisher Shell (55 Prozent) und die beiden japanischen Konzerne Mitsui (25 Prozent) und Mitsubishi (20 Prozent). Der Kreml will anscheinend eine 25-prozentige Beteiligung des russischen Gasmonopolisten Gazprom erzwingen, die den Shell-Anteil auf 30 Prozent verringern würde.
EU-Energiekommissar Andris Piebalgs erklärte am 19. September, er nehme diese Ankündigung "außerordentlich ernst". Wie in jedem anderen Land müsse auch in Rußland ein sicheres und berechenbares Investitionsklima vorhanden sein, damit Unternehmen bereit sind, mehrere Milliarden Euro in Energieprojekte zu investieren. "Andernfalls werden sich Investitionen in neue Energieprojekte äußerst problematisch gestalten und werden Unwägbarkeiten für die künftige weltweite Energieversorgung die Folge sein."
Bei einem Treffen mit dem französischen Regierungschef Chirac und der deutschen Bundeskanzlerin Merkel am 24. September bemühte sich Kremlchef Putin, sein Land dennoch als zuverlässigen Geschäftspartner erscheinen zu lassen. Er kündigte an, "alle Verpflichtungen zu erfüllen", was "unsere traditionellen Partner" einschließe. (FAZ, 20., 22. u. 25.9.)
Die "Frankfurter Allgemeine" (20.9.) meinte dazu: "Auch die deutschen Konzerne Eon und BASF werden sich inzwischen fragen, ob der mit dem Staatskonzern Gasprom vereinbarte Zugang zu den sibirischen Erdgasfeldern eines Tages wieder zur Disposition gestellt wird. (...) Ausländische Investoren sollten sich gut überlegen, ob sie weiterhin Geld in Industrien pumpen, die für die Putin AG von strategischer Bedeutung sein könnten."
E.ON und Gazprom unterzeichneten am 29. August in Moskau Verträge über
die Lieferung von insgesamt rund 400 Milliarden Kubikmetern Erdgas bis 2036. Es handelt
sich um die Verlängerung der bestehenden Verträge mit Lieferpunkt Waidhaus
um 15 Jahre bis zum Jahr 2035 sowie um zusätzliche Erdgaslieferungen, die ab
2010/2011 durch die Ostseepipeline nach Greifswald fließen werden. E.ON bezeichnete
die Vereinbarungen als "Meilenstein für Europas Versorgungssicherheit".