Dezember 2004 |
041210 |
ENERGIE-CHRONIK |
Die vor einem Jahr begonnene Zerschlagung des Erdölkonzerns Yukos durch den russischen Staat (031117) fand am 19. Dezember ihren vorläufigen Höhepunkt mit der Zwangsversteigerung der Yukos-Tochter Yuganskneftegaz. Bei dem westsibirischen Erdölförderer handelt es sich um das wichtigste Produktionsunternehmens des Yukos-Konzerns, dessen Chef Chodorkowskij noch immer in "Untersuchungshaft" gehalten wird. Trotz der äußerst dubiosen Methoden, mit denen Präsident Putin die Re-Nationalisierung der russischen Energiewirtschaft betreibt, waren die Deutsche Bank und die Dresdener Bank sowie vier weitere Bankhäuser aus Frankreich, den Niederlanden und USA zunächst bereit, dem Staatskonzern Gazprom ein Darlehen von zehn Milliarden Dollar für den Erwerb von Yuganskneftegaz zur Verfügung zu stellen. Sie zogen ihr Finanzierungsangebot erst zurück, nachdem ein US-amerikanisches Gericht auf Antrag von Yukos die Versteigerung in der vorgesehenen Form untersagt hatte. Sie mußten nun nämlich befürchten, aufgrund dieses Urteils erhebliche Schwierigkeiten in den USA zu bekommen, falls sie an einer Übernahme durch Gazprom mitwirken würden.
Anstelle von Gazprom übernahm nun das ebenfalls im Staatsbesitz befindliche Unternehmen Rosneft die Yukos-Tochter, nachdem eine völlig unbekannte und eigens zu diesem Zweck gegründete "Baikal Finance Group" als Zwischenkäufer aufgetreten war und Yuganskneftegaz für 9,3 Milliarden Dollar ersteigert hatte. Rosneft soll demnächst von Gazprom übernommen werden. Anscheinend plant Präsident Putin darüber hinaus eine umfassende Neuordnung der russischen Energiewirtschaft. Die komplizierte Übernahme-Prozedur erfolgte offensichtlich mit Blick auf das amerikanische Gerichtsurteil. Der russische Staat will damit juristische Bedenken westlicher Finanzgruppen ausräumen, deren Beteiligung an staatlich kontrollierten Energieunternehmen (040808) weiterhin erwünscht ist.