Februar 2004

040207

ENERGIE-CHRONIK


RWE legt erstmals Vorstands- und Aufsichtsratsbezüge offen

Der RWE-Konzern hat in seinem Geschäftsbericht 2003, den er am 26. Februar vorlegte, erstmals die Bezüge des vierköpfigen Vorstands veröffentlicht. Sie setzen sich aus einem fixen und einem erfolgsbezogenen variablen Anteil zusammen. Der seit 1. Februar amtierende Konzernchef Harry Roels erhielt demnach im vergangenen Jahr insgesamt 2,475 Millionen Euro. Außerdem bekam er bei seinem Wechsel von Shell zu RWE einmalig 1,5 Millionen Euro als Ausgleich für den "Verlust von Ansprüchen bei seinem vorherigen Arbeitgeber". Klaus Sturany erhielt 1,95 Millionen Euro, Gert Maichel 1,562 Millionen Euro und Jan Zilius 1,498 Millionen Euro. Die genannten Geldleistungen erhöhen sich für alle vier Vorstandsmitglieder noch um Aktienoptionen, Pensionszusagen und Sachleistungen.

Die 19 Mitglieder des Aufsichtsrats beziehen eine Grundvergütung von 40.000 Euro je Geschäftsjahr. Diese erhöht sich um 225 Euro je Cent Gewinnanteil, der über einen Gewinnanteil von 10 Cent hinaus je Aktie ausgeschüttet wird. Der Vorsitzende erhält das Dreifache und sein Stellvertreter das Doppelte der so errechneten Beträge. Beispielsweise kam 2003 der Vorsitzende der Gewerkschaft ver.di, Frank Bsirske, als einer der neun Arbeitnehmer-Repräsentanten auf Gesamtbezüge von 132.000 Euro (80.000 Euro feste und 52.000 Euro variable Vergütung). Der Aufsichtsratsvorsitzende Friedel Neuber erhielt insgesamt 198.000 Euro. Für den früheren Vorstandsvorsitzenden Dietmar Kuhnt, der dem Aufsichtsrat erst seit Mitte Mai 2003 angehört, beliefen sich die Bezüge auf 58.000 Euro.

Mit der Offenlegung der Vorstands- und Aufsichtsratsbezüge berücksichtigt RWE die Empfehlungen des sogenannten Corporate-Governance-Kodexes, den eine vom Bundesjustizministerium eingesetzte Regierungskommission erstmals 2002 verabschiedete. Wie eine Umfrage ergab, werden die Empfehlungen dieses Kodexes inzwischen zu über neunzig Prozent befolgt. Die Forderung nach einer individualisierten Offenlegung der Vorstands- und Aufsichtsratsbezüge, wie sie jetzt RWE vornahm, wird aber nur von einer Minderheit erfüllt. Die große Mehrheit der im Dax und MDax vertretenen Unternehmen begnügt sich mit der Nennung von Gesamtsummen (FTD, 26.2.).

"Roels erhielt bereits von Shell 2,2 Millionen Euro Abfindung"

Kurz vor der Bilanzpressekonferenz hatte die "Welt am Sonntag" (22.2.) berichtet, RWE-Chef Harry Roels habe ein "Handgeld" von einer Million Euro bekommen, als er aus der Geschäftsführung des Shell-Konzerns an die Spitze des Essener Stromkonzerns wechselte. Die Angelegenheit werde in der bevorstehenden Aufsichtsratssitzung am 24. Februar zur Sprache kommen. RWE hatte den Bericht weder bestätigt noch dementiert. In der Ausgabe vom 29. Februar verwies das Blatt auf den Umstand, daß Roels, als er bei Shell kündigte, noch gar nicht wissen konnte, daß er eine neue leitende Tätigkeit bei RWE erhalten würde. Er sei "praktisch arbeitslos" gewesen, als ihn RWE engagierte. Außerdem habe er bereits von Shell eine Abfindung von 2,2 Millionen Euro erhalten. Das Handgeld von - wie sich jetzt herausstellte - 1,5 Millionen Euro sei somit "eine nette Geste, aber keine wirtschaftliche Notwendigkeit" gewesen.

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