November 2003 |
031107 |
ENERGIE-CHRONIK |
Dreieinhalb Jahre nach dem "Atomkonsens" zwischen Bundesregierung und Kernkraftwerksbetreibern (000601) wurde am 14. November das erste deutsche Kernkraftwerk abgeschaltet. Es handelt sich um den Druckwasserreaktor in Stade, der seit 1972 eine Nettoleistung von 630 MW lieferte. Eigentlich hätte ihm ab Jahresbeginn noch eine Reststrommenge von 9380 GWh zugestanden. Der Betreiber E.ON hatte jedoch bereits Mitte 2001 die vorzeitige Stillegung beantragt. Infolge des Verfalls der Strompreise und der Belastung durch den niedersächsischen "Wasserpfennig" sei die Wirtschaftlichkeit des Kernkraftwerks nicht mehr gegeben, hieß es damals zur Begründung (001003). Die nicht abgearbeitete Reststrommenge der Anlage, die zu einem Drittel HEW/Vattenfall gehört, wird auf andere Kernkraftwerke übertragen, die dadurch länger laufen dürfen.
Die Beseitigung des Kernkraftwerks wird nach Angaben von E.ON rund 500 Millionen Euro kosten. Der "Rückbau" soll Mitte 2005 beginnen und rund zehn Jahre dauern. Damit sind in Deutschland nur noch 18 Kernkraftwerke in Betrieb. Als nächster Stillegungskandidat gilt das Kernkraftwerk Obrigheim. Ursprünglich sollte Obrigheim als ältestes deutsches Kernkraftwerk noch vor Stade vom Netz gehen. Infolge der Übertragung einer Strommenge von 5,5 TWh vom KKW Philippsburg I darf es aber noch bis Ende 2004 betrieben werden (021002).
Wie Obrigheim gehörte Stade als angeblicher "Schrottreaktor" zu den bevorzugten Zielscheiben der Kernkraftgegner. Es gab Befürchtungen wegen einer vorzeitigen Versprödung des Reaktordruckbehälters und mehrerer Störfälle. Seit 1990 bemühte sich die rot-grüne Landesregierung in Hannover erfolglos um eine vorzeitige Stillegung des Reaktors.