Januar 2003

030104

ENERGIE-CHRONIK


Geringeres "Zuverlässigkeitspolster" bei der Stromerzeugung

Die Stromerzeugung in Deutschland wird in den kommenden Jahren ein "deutlich geringeres Zuverlässigkeitspolster" aufweisen. Zu dieser Feststellung gelangte der Verband der Netzbetreiber (VDN) in einer Vorschau auf den Leistungsbedarf der allgemeinen Stromversorgung in Deutschland von 2003 bis 2005. Trotz eines leichten Zuwachses der installierten Kraftwerksleistung von 108,3 auf 112,7 Gigawatt (GW) wird die tatsächlich zur Verfügung stehende Kraftwerksleistung von 79,3 GW auf 69,8 GW zurückgehen. Die nach der Deckung des voraussichtlichen Strombedarfs (Last) verbleibende Leistung sinkt dadurch während des Betrachtungszeitraums von 5,9 GW auf 2,0 GW. Der Begriff "verbleibende Leistung" umfaßt dabei - im Unterschied zur "freien Leistung" in der bisherigen Terminologie der Kraftwerksstatistik - auch die Reserve der Kraftwerksbetreiber für länger andauernde Ausfälle. Als Ursache für die zunehmende Kluft zwischen installierter Kraftwerksleistung und "stundengesicherter Nettoleistung zur Bedarfsdeckung" nennt der VDN-Bericht den Ausbau der Windenergie: Von der installierten Leistung der Windkraftanlagen stünden tatsächlich nur 10 bis 15 Prozent zuverlässig zur Verfügung. Der weitaus größte Teil der Windkraft-Kapazitäten müsse als "zum Zeitpunkt der Höchstlast nicht einsatzbar" deklariert werden.

Der in der Vorschau für Juli 2005 ermittelte Wert von 2 GW für die verbleibende Leistung entspricht nur rund 2 Prozent der installierten Kraftwerksleistung in Deutschland und liegt damit unter dem Wert von 5 Prozent, den die UCTE als Maßstab für eine angemessene Systemauslegung ansieht. Nach Ansicht des VDN muß dabei aber berücksichtigt werden, daß "der Anteil der Schätzwerte bei der Ermittlung der Leistungsbilanzdaten im Vergleich zu früheren Jahren größer geworden ist". Es könne auch davon ausgegangen werden, daß eventuelle kurzzeitige Erzeugungsengpässe durch Exporte beseitigt werden könnten.

Dem VDN-Bericht zufolge wird sich die inländische Kraftwerksleistung von 2003 bis 2005 und im Vergleich mit 2001 voraussichtlich folgendermaßen entwickeln:

Kraftwerksleistung der allgemeinen Stromversorgung in Deutschland

Leistungsdaten (Nettowerte in GW) Rückschau 2001
3. Mittwoch, 11 Uhr
Vorschau 2003
3. Mittwoch, 11 Uhr
Vorschau 2004
3. Mittwoch, 11 Uhr
Vorschau 2005
3. Mittwoch, 11 Uhr
Januar Juli Januar Juli Januar  Juli Januar Juli
1 Wasserkraftwerke 9,3 9,3 9,3 9,5 10,0 10,3 10,3 10,3
2 Kernkraftwerke 20,7 20,7 20,4 20,4 19,8 19,8 19,8 19,8
3 konventionelle Wärmekraftwerke 71,5 67,3 67,1 66,7 67,3 66,8 66,6 66,1
4 regenerative Energiequellen ohne Wasserkraft 5,9 6,5 11,5 12,5 13,9 15,0 15,9 16,5
5 inländische Kraftwerksleistung (= 1 bis 4) 107,4 103,8 108,3 109,1 111,0 111,9 112,6 112,7
6 nicht einsetzbare Leistung 11,0 11,0 16,7 17,9 19,0 20,0 20,4 21,1
7 Revisionen (Wärmekraftwerke) 3,1 9,6 1,9 11,5 1,9 11,8 1,9 12,2
8 Ausfälle (Wärmekraftwerke) 2,1 3,2 3,2 2,5 3,2 2,5 3,2 2,5
9 Reserve für Systemdienstleistungen der ÜNB 8,1 8,1 7,2 7,1 7,2 7,1 7,3 7,1
10 Stundengesicherte Nettoleistung zur Bedarfsdeckung (= 5 minus 6,7,8,9) 83,1 71,9 79,3 70,1 79,7 70,5 79,8 69,8
11 Last 75,3 65,6 73,4 66,5 74,1 66,9 74,6 67,8
12 Marge zur Monats-Höchstlast 2,8 4,0 5,1 3,4 5,0 3,4 4,9 3,5
13 Verbleibende Leistung (= 10 minus 11) 7,8 6,3 5,9 3,6 5,6 3,6 5,2 2,0
14 Importierbare Leistung 10-15 10-15 10-15 10-15 10-15 10-15
15 Exportierbare Leistung 10-15 10-15 10-15 10-15 10-15 10-15

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