Juli 2000 |
000716 |
ENERGIE-CHRONIK |
Im brasilianischen Kernkraftwerk Angra 2 begannen am 14.7. die nuklearen Tests zur Inbetriebsetzung. Im September soll das KKW die volle Leistung von 1308 MW ins Netz einspeisen. Die Errichtung des Druckwasserreaktors war bereits 1975 im Rahmen eines deutsch-brasilianischen Kooperationsabkommens zur Nutzung der Kernkraft vereinbart worden. Die ursprünglich auf sechs Jahre veranschlagten Bauarbeiten verzögerten sich aber erheblich und kamen von 1985 bis 1993 fast völlig zum Erliegen. Die Baukosten stiegen von etwa fünf Milliarden Mark auf mindestens das dreifache.
Angra 2 wurde von Siemens in Zusammenarbeit
mit einheimischen Firmen errichtet. Als Referenzanlage diente
zunächst das deutsche Kernkraftwerk Grafenrheinfeld, das
1982 in Betrieb ging, doch wurden auch technische Fortschritte
bei späteren Anlagen bis hin zu Neckarwestheim 2 berücksichtigt.
Das Kernkraftwerk liegt 130 Kilometer westlich von Rio. Es ist
das zweite Kernkraftwerk in Brasilien und das sechste in Lateinamerika.
Es ergänzt Angra 1, das von Westinghouse gebaut wurde und
1985 in Betrieb ging. Die Arbeiten am dritten Block Angra 3, der
ebenfalls nach Siemens-Technik auf der Grundlage des Kooperationsabkommens
errichtet werden sollte, ruhen seit Mitte der achtziger Jahre
völlig. Umweltschützer halten die brasilianischen Kernkraftwerke
generell für unsicher, weil sie ausgerechnet in der einzigen
erdbebengefährdeten Region des Landes errichtet worden seien
(SZ, 19.7.; taz, 18.7.).