Das Pumpspeicher-Kraftwerk Herdecke der RWE am Hengsteysee (1) gehörte bei seiner Inbetriebnahme 1930 mit einer Leistung von 132 MW zu den größten Wasserkraftwerken Europas. Oben sieht man den Speichersee (2), der 165 Meter höher liegt und keinen natürlichen Zufluß hat. Von dort strömt das Wasser über vier Druckleitungen (3) zum Maschinenhaus (4), wenn Bedarfsspitzen abzudecken sind. Zu jeder Druckleitung gehört jeweils ein Maschinensatz aus Turbine, Generator und Pumpe. Durch die Druckleitungen kann Wasser aus dem Hengsteysee wieder hochgepumpt werden, wenn "überschüssiger" Strom vorhanden ist.
(Fortsetzung unten)
Nachdem 1981 ein Pumpengehäuse gerissen war und die anderen Pumpen ebenfalls Schäden zeigten, wurde der Bau einer neuen Anlage beschlossen. Die alte Anlage ist aber im Turbinenbetrieb immer noch voll betriebsfähig. Lediglich der Pumpbetrieb bleibt auf eine Pumpe beschränkt.
Direkt neben der alten Anlage errichtete man ein neues Schachtkraftwerk, das 1989 in Betrieb ging und mit dem vorhandenen Speichersee durch einen unterirdischen Druckstollen verbunden ist (5). An die Stelle der vier alten Maschinensätze mit einer Gesamtleistung von 132 MW trat eine einzige Pumpturbine mit 150 MW, die wahlweise das Wasser des Speichersees zur Stromerzeugung nutzen oder Wasser aus dem Hengsteysee zur Füllung des Speichersees hochpumpen kann. Von dem neuen Kraftwerk ist auf diesem Bild nichts weiter zu sehen als das neue Gebäude links vom alten Maschinenhaus. Der 385 m lange Druckstollen verläuft unsichtbar im Fels zwischen diesem Gebäude und dem neuen Einlaufturm im linken Teil des Speichersees (gestrichelte Linie). Das eigentliche Kraftwerk - die Pumpturbine mit dem Generator - befindet sich in einem 50 m tiefen Schachtbauwerk unter dem neuen Gebäude am Ufer des Hengsteysees. Ausschlaggebend für die Tiefe des Schachtbauwerks war der möglichst kavitationsfreie Betrieb der Pumpturbine. Durch die Lage unter dem Spiegel des Hengsteysees ergibt sich nämlich ein Gegendruck, der den Unterdruck an den Laufradschaufeln kompensiert und so die Kavitation verhindert.